(Hauptüberschrift der Bergedorfer Zeitung vom 23.10.2003)


ZU DEN FOTOS

Am 22.10.2003 kam es in Hamburg zu einem schweren Eisenbahnunglück. Ein überwiegend mit Schrott beladener Güterzug war auf dem Weg von Hagen zum Überseehafen Rostock, als es um 3:10 Uhr in Höhe der S-Bahnstation Allermöhe auf der Hauptstrecke Hamburg - Berlin zum Unglück kam. Dem aus ganz Hamburg herbeieilenden Großaufgebot an Hilfskräften bot sich an diesem frühen Morgen ein Bild der Verwüstung. Spuren im Gleisbett lassen darauf schließen, daß bereits in Höhe des Huckepackbahnhofes Billwerder vier Kilometer zuvor das Drehgestell zumindest eines Waggons aus noch nicht endgültig geklärter Ursache aus den Schienen gesprungen ist. Bei der nächstfolgenden Weiche in Allermöhe kam es dann zu einer Kettenreaktion, und 13 von 24 Waggons sprangen aus den Schienen. Mehrere Wagen kippten um, ein Wagen überschlug sich, viele Drehgestelle gruben sich in den Schotter und verkeilten sich mit den Schienen. Einige Drehgestelle und Radsätze lösten sich von den Waggons und blockierten das Gegengleis. Drei Waggons drohten zudem, ins Lichtraumprofil des S-Bahngleises Richtung Bergedorf zu kippen. Die Diesellok und die direkt dahinter befindlichen Wagen blieben auf den Schienen stehen. Da zunächst angenommen wurde, daß es sich bei den ersten vier  Wagen hinter der Lok um Gefahrguttransporte handelte, rückten diverse Feuerwehreinheiten an. Später stellte sich das angebliche Gefahrgut als harmlos heraus (Steinkohle-Teer).

Ein Notfallplan wurde in Kraft gesetzt. Der Fernverkehr Richtung Berlin wurde über Uelzen und Stendal umgeleitet. Der Fernverkehr Richtung Mecklenburg-Vorpommern endete in Büchen, von wo die Reisenden mit Bussen nach Hamburg befördert wurden. Regionalzüge aus Rostock und Schwerin endeten in Bergedorf. Der S-Bahnbetrieb auf den Linien S21 / S2 war bis 8.00 Uhr vollständig eingestellt und wurde dann eingleisig im annähernden 20-Minuten-Takt auf dem Richtungsgleis Hamburg wieder aufgenommen. Zwischen Bergedorf und der Innenstadt wurde von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) ein umfangreicher Schienenersatzverkehr mit Bussen durchgeführt.

Den Unglückstag nutzten die zuständigen Behörden zur umfangreichen Unfallaufnahme, während die DB schweres Räumgerät auf dem P&R-Parkplatz Allermöhe in Stellung brachte. Allein der Aufbau von zwei 800-Tonnen-Gittermastkränen dauerte fast einen Tag. Mit der Bergung der verunglückten Wagen wurde am 23.Oktober begonnen. Die verunglückten Waggons wurden über die Oberleitung hinweg vom Bahndamm auf den P&R-Parkplatz Allermöhe gehoben. Die Räumung der Gleise endete am 24. Oktober, so daß ab diesem Zeitpunkt der S-Bahnverkehr in gewohntem Umfang und der Fernverkehr Richtung Mecklenburg-Vorpommern bzw. der Güterverkehr eingleisig wieder aufgenommen werden konnte. Gleichzeitig begann die Vorbereitung für den Abtransport der Waggons auf dem Straßenweg, der ab dem 25. Oktober durchgeführt wurde und am 26. Oktober endete. Hierzu kamen erneut die Gittermastkräne zum Einsatz, die die Wagen auf Schwertransporter verluden. Die Wagen wurden zum Huckepackbahnhof Billwerder gebracht, wo sie repariert oder verschrottet werden sollten.

Ebenfalls ab 24. Oktober begannen umfangreiche Gleisbauarbeiten. Diese waren nicht nur auf die eigentliche Unglücksstelle beschränkt, sondern erstreckten sich über einen ca. vier Kilometer langen Abschnitt bis zum Bahnhof Billwerder-Moorfleet zurück. Da die schweren Betonschwellen in diesem Abschnitt komplett zerstört wurden, kam die Reparatur einem totalen Neuaufbau gleich. Die Zweigleisigkeit im Fernverkehr konnte erst nach tagelanger Reparatur wieder hergestellt werden. Da die Fernzüge nach Reparatur der eigentlichen Unfallstelle aber das parallel verlaufende Gleis über den Huckepackbahnhof Billwerder benutzen konnten, fuhr der Fernverkehr ab 27. November wieder fahrplanmäßig.

In der Nacht des Unglücks wurden im Norddeutschen Raum Castor-Transporte durchgeführt. Ein Zusammenhang mit dem Güterzugunglück war jedoch nicht zu erkennen. Der Sachschaden beläuft sich auf mehrere Millionen Euro. Personen wurden nicht verletzt.


Bild 1:
Entgleiste Wagen aus dem hinteren Zugteil des verunglückten Güterzuges vom S-Bahnsteig Hamburg-Allermöhe aus gesehen. Aufnahme vom Abend des 22.10.2003 gegen 23 Uhr.



 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 2:
Detailaufnahme aus Bild 1.



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 3:
Entgleiste Wagen aus dem vorderen Zugteil des verunglückten Güterzuges vom S-Bahnsteig Hamburg-Allermöhe aus gesehen. Aufnahme vom Abend des 22.10.2003 gegen 23 Uhr.



 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 4:
Noch einmal die entgleisten Wagen aus dem hinteren Zugteil aus einer etwas näheren Perspektive. Aufnahme vom Abend des 22.10.2003 gegen 23 Uhr.



 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 5:
Obwohl sich der Wagen links im Bild weiter vorne im Zugverband befand, blieb er auf den Schienen stehen. Die nachfolgenden Wagen (mitte und rechts) entgleisten oder kippten sogar um.



 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 6:
Ein Teil der entgleisten Wagen vom unteren Ende des Bahndammes aus gesehen. Keiner der 13 entgleisten Wagen stürzte den Bahndamm herunter. Statt dessen kippten die Wagen teilweise auf das Gegengleis. Aufnahme vom Abend des 22.10.2003 gegen 23:15 Uhr.



 
 
 
 
 
 
 

Bild 7:
Detailaufnahme eines entgleisten Wagens aus Bild 6.



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 8:
Am Abend des 22.10.2003 wurde gröberes Räumgerät in Position gebracht. Die eigentliche Bergung der entgleisten Wagen hatte noch nicht begonnen. Das Foto entstand gegen 23:30 Uhr.



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 9:
Unfallort 23.10.2003 gegen 18:00 Uhr: Die am schwersten verunglückten Wagen waren noch immer nicht geborgen und befanden sich in Schräglage oder umgestürzt auf dem Bahndamm.



 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 10:
Detailaufnahme zweier verunglückter Waggons. Zwischen den Wagen ist eine herausgebrochene Achse zu erkennen.



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 11:
Zur Bergung der verunglückten, bis zu 90 Tonnen schweren Waggons wurden zwei gewaltige Kräne aufgebaut, die vor dem Abendhimmel besonders eindrucksvoll erscheinen.



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 12:
Einige der leichter verunglückten Gütenwagen waren am Tag nach dem Unglück bereits geborgen worden. Alle Unglückswagen wurden auf dem Park&Ride-Parkplatz Allermöhe abgestellt, bis sie von Schwertransportern auf dem Straßenweg zur Instandsetzung oder Verschrottung gebracht wurden.



 
 
 
 
 
 
 

Bild 13:
Am Nachmittag des 25.10.2003 war der Bahndamm komplett geräumt. Neben den verunglückten Waggons wurden auch zahlreiche Trümmerteile auf dem P&R-Parkplatz gelagert, so z.B. ausgerissene Radsätze. Im Hintergrund ist ein Waggon zu erkennen, bei dem zwei Radsätze aus einem Drehgestell gerissen wurden.



 
 
 
 
 
 
 

Bild 14:
Die verunglückten Waggons werden zum Abtransport auf Schwertransporter verladen (25.10.2003, 15:00 Uhr). Der Schwertransporter ist vorne rechts zu erkennen, in Hintergrund warten noch weitere Waggons auf den Abtransport. Auf dem  Bahndamm links ist bereits die Instandsetzung der Gleisanlagen im Gange, rechts davon ist der S-Bahnsteig Allermöhe zu erkennen.



 
 
 
 
 
 

Bild 15:
Millimeterarbeit: Die bis zu 90 Tonnen schweren Waggons müssen von den gewaltigen Kränen exakt in die richtige Position auf dem Schwertransporter verladen werden. Im Hintergrund steht ein Schwertransporter mit einem weiteren Waggon.



 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 16:
Der Waggon wird auf dem Schwertransporter festgezurrt.



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bild 17:
Völlig reibungslos verlief der Abtransport auf dem Straßenweg nicht: Bei diesem Schwertransporter verrutschte der Waggon bereits nach wenigen 100 Metern Fahrweg. Deutlich ist das nach vorne gerutschte Drehgestell (ohne Radsätze) und der gekippte Querträger zu erkennen.



 
 
 
 
 
 


  © 2003    Alexander David

    Letzte Aktualisierung: 29.10.2003